: Seltsames Trainerlob
Leverkusen spielt Remis und macht Fortschritte. Vor allem Trainer Michael Skibbe bekommt dies zu spüren
MÖNCHENGLADBACH taz ■ Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler war der Erste, der nach dem 1:1 in Mönchengladbach - etwas überraschend – eine Lobeshymne auf Trainer Michael Skibbe sang. „Wir spielen wirklich gut“, jubilierte der 45-Jährige mit Hingabe. „Es geht nach oben, der Aufwärtstrend setzte sich fort.“ Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser stimmte umgehend ein: „Wir haben wieder eine positive Grundausstrahlung.“ Die Handschrift des neuen Trainers sei deutlich erkennbar.
So viel Lob von der Vereinsführung – Skibbe wusste nicht so recht, wie ihm geschah. Hat er in Leverkusen bisher doch nur einen Sieg bei drei Remis und einer Niederlage erreicht. „Für richtig toll“ und „echt klasse“ fehlen noch die richtigen Ergebnisse. Damit kann ich nicht zufrieden sein“, sagte der ehemalige Bundestrainer. Aber natürlich konnte auch Skibbe, der strebsame Fußball-Dozent, ein paar Anzeichen einer positiven Entwicklung nennen: „Meine Mannschaft spielt homogener und mutiger, wir erarbeiten uns unsere Chancen, auch in Auswärtsspielen, das gefällt mir.“
Was sie in Leverkusen alle so froh macht, lässt sich auch so ausdrücken: Seit Skibbe Bayer 04 trainiert, hat das Team langsam aber sicher ein paar seiner schlechten Eigenschaften abgelegt. Leverkusen spielt nicht mehr so lethargisch wie zuvor, die Mannschaft hat mehr Elan, lässt sich nicht mehr so schnell entmutigen – auch nicht von widrigen Windungen des Schicksal: So hielt Schiedsrichter Franz-Xaver Wack am Samstag ein paar eigenartige Entscheidungen parat.
Nach dem 1:0 für die Leverkusener durch Simon Rolfes in der fünften Minute, das Mönchengladbachs 19-jähriger Junioren-Nationalspieler Eugen Polanski (14.) mit seinem ersten Bundesliga-Treffer schnell ausgleichen konnte, dominierte Bayer die Partie und hatte vor allem in der zweiten Halbzeit die besseren Torchancen. Skibbes Team wurde jedoch vom Referee gebremst: Erst erkannte Wack einen Freistoßtreffer von Andrej Woronin (68.) nicht an, weil er einen Rempler von Dimitar Berbatow ausgemacht haben wollte. Zwölf Minuten später verweigerte der Referee nach einem Foul von Milan Fukal an Berbatow Leverkusen einen Strafstoß. Sünder Fukal bekannte später sogar: „Es war ein Elfmeter, da habe ich Glück gehabt.“ Leverkusen kämpfte dennoch weiter.
Borussen-Trainer Horst Köppel war entsprechend zufrieden mit dem 1:1, dem 13. Remis in den 15 letzten Begegnungen zwischen den beiden rheinischen Klubs. „Wir müssen hier in Mönchengladbach auf den Boden der Tatsachen zurückkehren. Wir sind noch nicht so weit, um einen Uefa-Cup-Platz zu spielen.“ Stark genug dafür sei aber Bayer, urteilte Köppel. „Sie haben ein besseres Potenzial, sie sind eine andere Klasse.“ Dieser Meinung sind die Leverkusener inzwischen selbst auch wieder. „Der Abstand zu den ersten drei Mannschaften ist groß, doch der Uefa-Pokal bleibt unser Ziel. Und den halte ich auch nach diesem Spiel noch für realistisch“, sagte Skibbe.
Damit es hinhaut, möchte Holzhäuser den emsigen Coach in der Winterpause sogar mit einer Verstärkung für den Angriff beglücken. Junioren-Nationalspieler Stefan Kießling vom 1. FC Nürnberg sei ein „sehr interessanter Spieler“. Bayer werde sich um ihn bemühen, kündigte der Bayer-Geschäftsführer an. Trainer Skibbe ist schon jetzt begeistert: Kießling, der in Nürnberg allerdings noch bis zum Jahr 2007 unter Vertrag steht, sei der „stärkste der jungen deutschen Stürmer“. CHRISTIANE MITATSELIS